Ein Stück vom Glück.

24. Oktober 2014 § Ein Kommentar

 

Durch einem Artikel von Johanna in ihrem Blog bin ich heute Morgen auf das Thema Schutzfaktoren für eine glückliche Kindheit gestoßen. In diesem Zusammenhang wird von unterschiedlichen Fachleuten immer wieder das Wort „Resilienz“ benutzt. Hinter diesem Wort verbirgt sich eigentlich eine Eigenschaft, die zuerst in der Industrie bzw. bei der Beschreibung von Materialeigenschaften genutzt wurde. Resilienz beschreibt dabei die Fähigkeit eines Systems nach einem Vorfall zurück in die Ursprungsform zurück zu springen bzw. sich zurück zu formen. Am besten stellst du dir ein Stehaufmännchen oder ein Gummiband vor. Beides kehrt nach einem „Angriff von außen“ in den Ursprungszustand zurück ohne daran zu zerbrechen bzw. zu reißen.

In die Pädagogik bzw. in anderen verwandten Geisteswissenschaften fand dieses Konzept durch die Arbeiten von Emmy Werner seinen Platz. Johanna verweist in ihrem Blog auf das Buch „Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben“ von Ben Furmann. Wie der Zufall es will trage ich dieses Goldstück von einem Buch schon lange in meinem Taschenbegleiter mit mir rum und lese immer mal wieder da drin. Wenn ihr es irgendwo mal in die Finger bekommt unbedingt reinschauen. Es lohnt sich. Dort werden keine großen Theorien oder Fachbegriffe benutzt. Nein im Gegenteil. Ben Furman lässt einfach das Fachgesimpel und übergibt das Wort an „resiliente“ Menschen die sich nach einem Schicksalsschlag wieder aufgerichtet haben und weitergemacht haben. Dabei stellt er ihnen nur drei einfache Fragen:

  • Was hat Ihnen persönlich geholfen, die schwierigen Kindheitserlebnisse zu bewältigen?
  • Was haben Sie aus Ihrer schwierigen Kindheit gelernt?
  • Wie haben Sie später im Leben die Erfahrung gesammelt die Ihnen in der Kindheit gefehlt haben?

Die daraus resultierenden Antworten bzw. die Beschreibungen sind eine Fundgrube an Streicheleinheiten für die Seele.

Bei uns zu Hause bzw. auch bei meiner Arbeit hat Resilienz einen hohen Stellenwert. Schließlich möchte ich, dass meine beiden eigenen Kinder aber auch meinen Besuchern über genau diese Faktoren verfügen bzw. möchte ich ihnen einen Kontext anbieten in dem sie diese Fähigkeit entwickeln können. Dafür ist uns zu Hause wichtig, dass wir selbst erst einmal einen hohes Maß an Fehlertoleranz zeigen und auch von unseren Kindern keine Perfektion erwarten. Fehler zu machen ist kein Problem und notfalls stehen wir für einander ein und helfen uns gegenseitig. Unsere Kinder sollen uns als eine Stütze erleben eigene Erfahrungen zu machen. Egal, ob sie jetzt positiv oder negativ ausgehen.

Das heißt aber auch, dass wir eine Basis bei uns selbstschaffen mussten, eigene Fehler nicht als K.O.- Kriterium anzusehen sondern eher eine Chance zur Weiterentwicklung in ihnen sehen. Ebenso ist es wichtig, dass wir über ein intaktes Netzwerk bzw. gut sozial eingebunden sind. Menschen, die wissen wie sie sich nach einem Schicksalsschlag Hilfe holen können, werden diesen Weg auch eher einschlagen als Menschen die nicht über entsprechende Strategien verfügen. Das Packen eines „Notfallkoffers“ für brenzlige Situationen macht Kinder oftmals viel Freude und holt sie an ihrem Wissenstand ab und lässt sie selbstwirksam mitbestimmen wie sie eine schwierige Situation meistern können. „Wen kannst Du fragen wenn du Hilfe brauchst? Wenn als zweites oder als drittes? Wo gehst Du hin wenn etwas Schreckliches passiert ist? Wer würde es als erstes merken, das Du Hilfe brauchst? Woran merkst Du, das du dir etwas Gutes tust?“ sind nur Beispiele für solch ein Gespräch. An solchen Gesprächen können oftmals auch schon Kindergartenkinder teilnehmen und entwickeln erstaunliche Antworten.

Wichtig ist es uns auch, dass unsere Kinder eine gesunde Balance zwischen Anspannung und Entspannung spüren. Nur so können unsere Kinder Unterschiede wahrnehmen und bestimmen wie sie genau diese Unterschiede herstellen können. Kinder benötigen auch freie unangeleitete Zeit in denen sie selbstbestimmt ihre Zeit verbringen können. Das ständige Wechseln von einem Programmpunkt ala Spielgruppe, Musikschule, Sportangebot etc. findet bei uns nicht statt. Entspannung und Spiel findet in der Natur, im Garten (leider nur bei Oma und Opa) oder im Hinterhof statt. Da uns das Helikopterelterndasein zu anstrengend ist müssen wir ihnen und ihren Fähigkeiten mit Herausforderungen umzugehen zwangsläufig vertrauen. Dafür gewinnen wir aber auch selbst Zeit uns zu erholen bzw. unsere eigenen Herausforderungen zu meistern.

Das Thema Resilienz bietet sicherlich noch eine Menge interessante Fragestellungen. Von daher würde ich gerne eure Erfahrungen dazu lesen. Wie geht ihr damit um oder was macht ihr damit eure Kinder resilient werden können? Ran an die Kommentare oder wenn ihr lieber via Mail euch melden wollt nutzt diesen Weg. Ich bin gespannt.

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